«Kunst zu Hause»


Maria Pomiansky
https://mariapomiansky.wordpress.com
1971, Moskau

Zeichnung mit Acryl – Filzstift auf Papier – A4 – 2022

«Kunst zu Hause» mit Werk von Maria Pomiansky – Sleeping Face – Keramik –  2021

Auftragsarbeit


Sleeping Face – Maria Pomiansky – Keramik – 2021

«Kunst zu Hause» mit Werken von Daniel Karrer und Chrissy Angliker – Zeichnung mit Acryl – Filzstift auf Papier – A4 – 2022

Maria zeichnet unentwegt, was sie umgibt. Die Stadt mit ihren Gebäuden und Strassen. Menschen in ihren Büros oder Ateliers. Der Bildausschnitt ist so gewählt, dass er Intimität ausstrahlt und doch allgemeingültig wirkt. Ihr Merkmal ist die Auswahl der bunten Acryl-Filzstifte. Maria schenkt den Dingen Aufmerksamkeit und hält den Moment für uns fest. «Protokoll-Zeichnungen» nennt sie dieses Dokumentieren. 
Ihre Farbenmusik wird zum süssen Aufstrich auf unseren hastigen Blick. Wärmer und lieblicher wird er. Wir nehmen es gern an und werden hochgestimmt. 
Was die malerische Zeichnung (aus uns) zu machen vermag! Rosa bis Violett, Blau und Grün, wir sehen gerne hin. Wieso sieht Maria ihre Umgebung (noch) so und wir nicht (mehr)? Eine Anleitung zum Glück-Sehen. Farbiges Abzeichnen wird zur Zauberei.


Die Künstlerin



Meine Bildbetrachtung

Maria hatte von uns den Auftrag erhalten, «Kunst zu Hause» zu malen. An einem sonnigen Nachmittag war sie mit ihren Malutensilien zu Besuch. Sie hat ihre Werke bei uns skizziert und im Atelier vollendet. Es gab für jedes der vier Familienmitglieder eines, und alle sind wunderbar/meisterinnenhaft geworden. Es sind lebhafte, lebendige Portraits unseres Hauses entstanden. Die Kunst (in diesem Werk ihre eigene) ist im Rauschen des Alltags eingebettet und wird dadurch zu einem kleinen Zentrum. 
Unser Heim und die Kunst strahlen schön «verfärbt», und das macht unsere Herzen leichter. Schwarzes und Weisses bekommen einen Farbanstrich. Unser Blick wird gleichsam koloriert. Die Farben erschaffen eine Wunschwelt und gewinnen. Maria malt voller Dankbarkeit, und daraus entstehen eingefangene Pausen.


«Kunst zu Hause» mit Werken von Ester Vonplon und Mirko Baselgia – Zeichnung mit Acryl – Filzstift auf Papier – A4 – 2022

Austausch mit der Künstlerin

Hast du deine Kinderzeichnungen aufbewahrt? Was haben sie dir, deinen Eltern und den Lehrern bedeutet?

Meine Eltern haben noch einige Zeichnungen aus meiner Kindheit. Sowohl mein Vater als auch meine Mutter sind Künstler, und für sie hatte meine Arbeit als Kind nicht nur einen emotionalen Aspekt: «Wie wunderbar unsere Tochter zeichnet!», sondern auch einen rein pragmatischen: Es war schon früh klar, dass mich eine professionelle Kunstausbildung und -karriere erwarten würde.
Wahrscheinlich sind alle Kinder künstlerisch begabt; für ein Kind ist das Zeichnen ein analytisches Werkzeug zur Erkennung der Welt; Zeichnen ist fast ein physiologisches Bedürfnis. Ich zeichne immer noch und ich liebe es, meine Werke machen Menschen glücklich, und das ist sicherlich sehr motivierend.

Wie gehst du mit dem Umstand um, dass manche Menschen meinen,
was du machst, sei einfach und gar keine «richtige» Kunst?

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemand gesagt hätte, ich würde «keine richtige Kunst» bzw. «falsche» Kunst machen. Ich habe früher recht erfolgreich Videokunst gemacht, dann wollte ich wieder zur Malerei und zur Zeichnung zurückkehren. Ich bin froh, dass meine Malerei und meine Zeichnungen gefragt sind. Es sind zwei verschiedene Medien, aber das Ziel und die Bedeutung bleiben dieselben: einerseits sind dies meine Werkzeuge, um die Welt zu erkunden, andererseits ist es auch mein Beruf, der mich ernährt. In der Kunst gibt es einen «Zeitgeist», ein «Genie des Ortes», es gibt technologische Entwicklungen, es gibt «aktuelle Trends», die kommen und gehen – ich versuche, all diesen Veränderungen Rechnung zu tragen, das ist Teil meiner beruflichen Kompetenz. Ich liebe es zu malen, und ich glaube, es gelingt mir, meine Leidenschaft für die Malerei mit meiner Liebe zur zeitgenössischen Kunst zu verbinden.

Wie farbig ist dein Leben?

Mein Leben ist sehr farbig! Mein Mann ist ein Künstler, Stand-up-Künstler und Performer – er bringt Farbe in mein Leben.

Wieso siehst du deine Umgebung so?

Das ist eine Frage, die ich nur schwer beantworten kann.

Spürst du farbig? Siehst du die Farben oder denkst du sie? Im Technischen und Emotionalen?

Farbe ist für mich sehr wichtig. Ich sehe Farbe, ich fühle sie. Wenn ich male, denke ich definitiv in Farben. Es ist schwierig, eine klare Grenze zwischen dem emotionalen und dem technischen Aspekt zu ziehen. Manchmal intensiviere ich eine Farbe, manchmal schwäche ich sie ab. Wenn ich eine Farbe intensiviere, sind es vielleicht die Gefühle, die die Oberhand gewinnen, und wenn ich sie abschwäche, ist es eine technische, logische Entscheidung.

Wie erklärst du deine Kunst (einem Farbenblinden)?

Das ist eine schwierige Frage: Meine Zeichnungen haben viel mit dem Licht zu tun. Sie sehen in Schwarz-Weiss sehr wirkungsvoll aus, es gibt eine klare Erzählung, es gibt immer eine unterhaltsame Geschichte. Ich denke, dass die Stimmung und meine Einstellung zur dargestellten Situation wichtig sind.


«Kunst zu Hause» mit Werk von Manuel Stehli – Zeichnung mit Acryl – Filzstift auf Papier – A4 – 2022