Badetuch / Here Is Another Place You Can See


Helena Wyss-Scheffler
https://helenawyss.ch/
1983, Zürich

Aquarell und Gouache auf Baumwolle – 120 × 150 cm – 2017
Gekauft 2017 an der Jungkunst
Teilnehmerin an der 1. Kunst zu Hause


Die Künstlerin

Kennengelerht habe ich Sie 2017 an der Jungkunst. Sie lebt und arbeitet in Baden (AG).

Helena macht uns schon mit ihren Titeln («Wie in einem Teich leben», «Kaum Morgen oder gerade Nacht») gespannt. Wie sieht das wohl aus? War zuerst das Wort oder das Bild? Mit verlaufenden Wasserfarben entstehen auf der Leinwand Tagträume. Gebäude, Räume und Gegenstände bekommen wir konturenhaft, verschwommen und zum Teil abgebrochen zu sehen. Die Objekte und Figuren wirken versunken. Es entstehen melancholische Erinnerungsbilder, in denen alles zu fliessen scheint oder fliessend erscheint.


Meine Bildbetrachtung

Man taucht ein! Das «Badetuch» hängt ins Wasser. Ist es Spiegelung oder nur ein Gedanke, der ins Dunkelblaue hängt? Die einzigartige Farbwahl und Maltechnik der Künstlerin verändern unser Sehen. Es sind Momentaufnahmen einer Geschichte, die sich jeder selbst erzählen kann. Wurde es verloren, vergessen oder ist es eine Erinnerung?


Austausch mit der Künstlerin

Liebe Helena

Wie malst du?

Ich male mit Aquarell und Gouache, meist auf Baumwolle oder Leinwand. Die Stoffe spanne ich auf Keilrahmen und grundiere sie mit transparentem Gesso. Diese wasserlöslichen Farben sind meine Leidenschaft. Zu Beginn arbeitete ich auf Papier. Doch ich merkte recht schnell, dass ich einen stabileren Malgrund benötige. Ich trage die Farbe nicht nur auf, sondern auch wieder ab. Ich arbeite vor allem mit Pinseln, die in verschiedenen Stadien abgenutzt sind. Das Malerklebeband gehört ebenso dazu. Mit diesem fertige ich die Vorzeichnungen an und beklebe Stellen, die ich abdecken möchte.

Wie lautet deine «Badetuch»-Geschichte?

Das Bild ist in drei Ebenen aufgeteilt. Das Wasser im Pool zeigt nach unten. Ich erinnerte mich dabei an die Schönheit des Wassers, das unendliche und unheimliche Blau, wenn man auf einem kleinen Boot ohne Wellengang ins Meer schaut. Ich bin mir unschlüssig, ob ich es selbst wagen würde, in diesem Pool zu baden. Der Pool ist in diesem Bild eine Art Abgang in eine andere Welt. Das Grün hinter den Fenstern bietet ebenfalls Möglichkeiten, im Dickicht zu verschwinden. Doch man kann nicht durch Scheiben gehen. Die Tür befindet sich ausserhalb dieses Bildes und somit gehört sie nicht dazu. Eine weitere Ebene ist der Raum mit der modrigen Decke. Hier hat man die Möglichkeit, am Poolrand umherzulaufen und sich alles anzusehen, und da liegt ja noch das Badetuch. Es liegt sehr schlicht und akkurat da, hält sich am Rand und saugt sich mit Wasser voll. Es verbindet den Poolrand mit dem Wasser, und für mein Empfinden möchte das Badetuch an keinem anderen Ort lieber sein. So kann es, solange das Bild existiert, im Blau des Pools baden, ohne unterzugehen.


Weitere Werke der Künstlerin in der Sammlung

Gendankenküche, 2017, Aquarell und Gouache auf Baumwolle, 40 x 50 cm