Pressetext «Kunst zu Hause II»
Nach einer sehr erfolgreichen ersten «Kunst zu Hause» haben wir uns für eine Neuauflage entschieden.
Kunst zu Hause
Wir sind uns gewohnt, Kunst in Galerien, im öffentlichen Raum und in Museen zu sehen. Wir machen es für einmal anders und zeigen Kunst zu Hause. Wir öffnen unsere Haustüre, um eine temporäre Sonderausstellung und unsere Sammlung im gesamten Wohnraum zu präsentieren. Wir möchten damit zeigen, wie unser Leben im Alltag durch Kunst bereichert wird und uns jeden Tag von Neuem inspiriert. Sieben von uns verehrte Schweizer Künstlerinnen und Künstler bringen ihre Werke in unser Haus.
Die sieben Künstlerinnen und Künstler:
Badel/Sarbach, Thomas Blumer, Tatjana Erpen, David Monllor, Manuel Stehli, Ester Vonplon, Martina von Schulthess
Badel/Sarbach (Flurina B. 1983, Lavin GR, und Jérémie S. 1991, Binn) ist ein international tätiges Künstlerpaar (mit Ausstellungen und Arbeitsaufenthalten unter anderem in Montreal, New York, Seoul, Wien und Berlin); zugleich sind sie lokal verankerte Bergler (Guarda GR). Kennengelernt haben sich die beiden 2014 am Institut Kunst der FHNW in Basel und arbeiten seitdem im Duo. Das künstlerische Werk von Badel/Sarbach ist medial vielseitig und umfasst raumgreifende Installationen, Skulptur, Fotografie, Video, Sound und Performance. Die beiden beschäftigen sich mit Themen wie der Veränderung/Konstruktion von Landschaft sowie der Frage nach dem Verhältnis zwischen Natur und Kultur im Anthropozän und in neuen Kommunikationsformen. Humorvoll, kritisch und subversiv behandeln sie dies an der Schnittstelle von analoger und digitaler Welt und jenseits der Grenzen zwischen verschiedenen Spezies. Unheimlich spannend!
Thomas Blumer (1964, Lugano) veredelt die nachhaltigen Gesteinsbrocken in körperlich schwerer und aufwendiger Arbeit mit Fäustel und Meissel. Die handwerkliche Herstellung der Form und Haut der Skulptur erfolgt mit Steinbildhauereisen, Schleifmaschine und Handrutschern (Siliziumschleifsteine). Er kreiert von aussen nach innen und es entsteht Unerwartetes und Humorvolles. Der kalte und «gewöhnliche» Stein erwacht unter seiner präzisen Hand zu neuem Leben und erobert unsere Aufmerksamkeit.
Tatjana Erpen (1980, Leuggern) befragt ihre Umwelt nach Berührungs-punkten von Greifbarem und Geschichte. Alltag entsteht aus der Summe vergangener Geschehnisse und Entscheidungen, und die Umwelt ist geprägt von dem, was vorher bereits geschehen ist. Geschichte ist nie abgeschlossene Vergangenheit, sie bleibt nie hinter uns. Tatjanas Werk erscheint als Essay, als Denkversuch über Wahrnehmung, individuelle Mikrogeschichten und Wissen. Sie beobachtet transhistorische Momente, Material, das Geschichte in sich trägt, und erforscht, wie Aspekte davon verschwinden oder in der Gegenwart erhalten bleiben.
David Monllor (1987, Schönenwerd) malt seinen Blick aus dem Fenster, in sein Zimmer oder auf seine Strasse. Er zeigt Alltag und Heimat. Die Werke bestechen durch den Blickwinkel, der jeweils mehrere Objekte detailgetreu wiedergibt. Vor allem der Einsatz von Schatten, Licht und Reflexion macht seine Arbeiten zu einer Augenweide. Die Gemälde sind menschenleer. Durch das perfekte Einfangen von Wetter- und Tageszeit-Situationen gewinnt der Künstler unsere Aufmerksamkeit. Warme Farben und Lichttöne laden uns ein und wir entdecken den schon fast vergessenen Charme unserer Gewohn-heiten. David schafft Vertrauen und gibt uns Antrieb, innezuhalten und unseren «gewöhnlichen», sich täglich wiederholenden Blick zu würdigen.
Als ruhige und flächige, in dezenten Farben gehaltene Malereien wirken die Werke von Manuel Stehli (1988, Thalwil) auf den ersten Blick recht unaufgeregt und etwas ausdruckslos. Ist das noch zeitgemäss? Die meist menschengrossen Darstellungen sind unbewegt und wirken im dekorationslosen Raum erstarrt. Was fehlt? Was macht der (was machen die) da? Die optische Irritation führt zum emotionalen Weckruf. Verlorenes und Unausgesprochenes wird deutlich. Die Szenerien wirken freundlich und anziehend. Wir wollen teilnehmen und etwas daran ändern. Dieser unbändige Wunsch kommt in uns durch die Reduktion auf. Wohin brechen wir auf? Wie werden wir uns verhalten? Manuel macht uns zu Denker*innen.
Ester Vonplon (1980, Zürich) zu folgen, ist aufregend. Ihre Arbeiten sind eine fortlaufende Suche nach dem Konzentrat/Kern in der Natur / im Wesen. Gestartet ist sie als erfolgreiche Snowboarderin, kennt daher die Grenzen des Machbaren und weiss um die Vergänglichkeit von Siegen. Das Erforschen des Schnees und der Berge ist die Spur, der sie neugierig folgt. Sie ist eine grossartige Schwarzweissfotografin. Das Ex-perimentieren und das Spiel mit der Absichtslosigkeit/Zufälligkeit werden immer wichtiger und machen ihre Arbeiten einmalig. Ihrer «Gletscher-fahrt» ist beispiellos und anstatt sich im Erfolg feiern zu lassen, ist sie schon zur nächsten Untersuchung aufgebrochen. Berechnende Technologie und glückhafte Zustandsmomente vermischen sich dank ihres achtsamen Auges zu auffallenden Studien. Sie ist eine Spuren-sucherin und Sammlerin, die uns subtil auf Vergängliches und Vergangenes aufmerksam macht. Sterbendes und noch Lebendes hält Ester mit veralteten Dokumentationstechnologien fest und bringt sie modern auf kleines und grosses Fotopapier. Ihre Werke berühren uns.
Martina von Schulthess (1960, Liberia) überrascht durch ihre malerische Präzision und die Objektverteilung auf der Leinwand. Die Betrachter*innen werden zu konkretem und abstraktem Denken aufgerufen. Sie schafft es, Ordnung ins Chaos zu bringen, und erfüllt damit einen zutiefst menschlichen Wunsch. Durch ihr Handwerk und dadurch, dass sie das Leben für einen Moment anhält, entstehen vertraute Bilder. Wir fühlen uns in ihren Schöpfungen wohl und können unsere Fantasie schweifen lassen.
Eingeladen sind unsere Freunde und weitere Kunstinteressierte. Die Ausstellung wird einerseits im Haus auf allen vier Stockwerken und mit Apéro im Freien (Gartensitzplatz) stattfinden.
Lesung: Am Samstag, dem 13.11., um 15 Uhr wird Dieter Zwicky (Schweizer Schriftsteller, 1957, Zürich) eine kurze Lesung halten.
Wir möchten den Besucher*innen zeigen, dass man Kunst erster Güte in allernächster Nähe zeigen, sehen und kaufen kann.
Kunst zu Hause