Wie kommst du zu deinen Steinkunstwerken?
Die Archaik hat mich schon immer fasziniert. Steine am Wegrand oder auf Anhöhen, mit runden, von Menschen angefertigten Vertiefungen, die an Sternbilder erinnern. Vielleicht fangen die Schalen bei einem Opferritus auch Blut auf oder, ganz pragmatisch, erleuchten mit Butter gefüllt die Nacht kultisch. Schalensteine aus der Bronzezeit laden zum Fabulieren ein, ihre Zwecke sind nicht eindeutig überliefert. Da sehe ich Parallelen zu meinen Steinen.
Für die Umsetzung einer Idee beginne ich mit Kohleskizzen und fertige bei komplexeren Formen Modelle aus Weichgestein an. Im Gegensatz zur Plastik, die aufgebaut (additiv) ist, liegt mir das Substraktive der Skulptur mehr. Das langsame, behutsame Herausschälen, immer weiter verdichten, um die Form tigern, sich Zeit lassen. Um die Distanz zu wahren, arbeite ich gleichzeitig an mehreren Figuren. Der Gewöhnungseffekt birgt sonst die Gefahr, sich in die Form zu verlieben und zu früh oder zu spät mit der Feinarbeit zu beginnen. Es kann aber schon passieren, dass ich eine Figur aus dem Verkehr ziehe, etwas abschlage oder sie völlig neu überarbeite. Dass mir bei der Arbeit etwas ab- oder zerbricht, ist sehr selten. Zur Qualitätskontrolle habe ich die Skulpturen vor einem Verkauf gerne noch eine gewisse Zeit bei mir und hoffe, dass ich sie nicht zerstöre.
Wie wichtig ist dir, dass deine Kunst dich überdauert?
Nicht so wichtig, aber ein paar Steine, die mit der Zeit gehen, wären schön. Die Dauerhaftigkeit des Steins wird überschätzt. Der Steinbildhauer Peter Storrer (*1928 in Dornach SO, †2016 in Zürich) wollte sein Werk zerstören. Er stellte die Skulpturen zusammen, zündete sein Atelier an und übergoss die heissen Steine mit kaltem Wasser, in der Hoffnung, dass sie zerbersten.
Wie schaffst du es, modern zu sein?
Als Steinbildhauer habe ich künstlerische Immunität und muss mich nicht nach der Betriebsanleitung des zeitgenössischen Kunstbetriebs richten.