Wüste


Rochus Lussi
http://www.rochuslussi.ch
1965, Stans (NW)

3 Exemplare Relief «Wüste» - Lindenholz in Farbe gefasst - Je 46 x 33 x 7 cm - 2018
Gekauft 2018 vom Künstler
Teilnehmer an der 1. Kunst zu Hause



Der Künstler

Kennengelernt habe ich Ihn 2016 durch gemeinsame Freunde in New York. Er lebt und arbeitet in Stans. Ich besuche ca. alle 2 Jahre einen seiner Schnitzerkurse.

Rochus ist ein rasch arbeitender Bildhauer, der in seinen Installationen durch die grosse Ansammlung von vermeintlich gleichartigen Motiven faszinierende Raumeffekte erzielt («Spuren», 340 hängende Nastücher). Seine Heimat ist die Innerschweiz, und dass er sich im «Ausland» zur Wüstenarbeit inspirieren liess, ist eine Ausnahme («Trophäen», 170 Hörner, «Brot», 150 Pfünderli). Für mich ist er ein Sammler mit einem entscheidenden Vorteil. Er kann sich seine Funde selbst anfertigen und entscheidend seiner Version anpassen. Wichtig ist ihm, dass man die fein ausgearbeiteten Holzwerke aus den Gruppen einzeln, mehrfach oder in musealer Grösse erwerben kann. Dem Haut-Thema hat er sich noch in der grossartigen «Dünne Haut»-Installation, mit den «Rückenkratzer» und der «I have a dream» gewidmet.

Meine Bildbetrachtung

Sandige Erde, zuerst im Regen getränkt, später durch Sonne und Wind getrocknet. Sanfte Dünen, tiefe Risse und tektonische Verwerfungen entstehen. Dieses Phänomen kennen wir von Wasserpfützen oder ihr findet es auch, wenn ihr ausgetrocknete Menschenhaut unter dem Mikroskop untersucht / in Form von Schuppen und Rhagaden bei ausgetrockneter Menschenhaut (Eczéma craquelé).

Der Künstler hat es grossartig in Marokko entdeckt, mir Fotos geschickt und ein halbes Jahr später waren die Wände und die Böden seines Ateliers mit «Erdenhäuten/Erdenhaut» ausgekleidet. Mit dem aufgebrochenen und durchlässigen Holz steht die Arbeit für die schleichende Verwüstung und die zunehmende Verletzlichkeit all unserer schützenden Hüllen.

Wüste in Marokko von Rochus Lussi
Wüste in Marokko von Rochus Lussi

Austausch mit dem Künster

Lieber Rochus

Was bedeutet Holz für dich?

Holz ist für mich das ideale Material, um meine inneren und äusseren Geschichten zu erzählen. Dieser Werkstoff lässt sich jederzeit verformen, zersägen und wieder neu zusammenfügen. Zudem ist Holz ein sympathisches Naturmaterial ... ich bilde damit keinen neuen Rohstoff für meine Kunst, sondern ich schiebe lediglich den Verendungsprozess hinaus, indem ich dem Material durch die Kunstform eine «temporäre Neuform» biete.

Zurzeit bist du am Erschaffen eines Wolfsrudels. Warum ist es für dich wichtig, nicht nur den einen «richtigen, einzigartigen» Wolf zu machen? Was bedeutet dir die Gruppe?

Seit Jahren beschäftige ich mich mit dem Pendel zwischen dem Individuum und der Masse, dem intimen Persönlichen und dem Alltäglichen. Ebenfalls interessieren mich Fragen nach dem Original und der Kopie. In diesen Auseinandersetzungen entstehen Gruppen von einigen Exemplaren bis hin zu grossen Raumarbeiten mit 850 Teilen («Dünne Haut», 2014). Einerseits bilde ich das einzelne Original, andererseits interessiert mich mehr die Geschichte, die eine ganze Gruppe erzählt.

So verhält es sich auch mit dem Wolfsrudel. Jedes Objekt im Rudel (8 Wölfe) bildet ein Individuum, mit eigener Hand und Kraft aus dem Holz gehauen. Spannend für mich wird aber die Szenerie in der Masse, Konstellationen, Beziehungen, Kontraste und Dominanzen. In der Masse tritt das Individuum in den Hintergrund; es tritt dann wieder als Individuum auf, wenn man sich mit ihm in konkreten Kontakt begibt. Individuum in der Masse. Je nach Fokus ist das Einzelne ein Objekt in der Masse, aber letztlich ein Individuum, ein Original.

In meinen vielteiligen Arbeiten finde ich es spannend, damit ganze Räume bespielen zu können, auch wenn das Individuum lediglich einige hundert Gramm wiegt. Mit meinen Setzungen bilde ich mit kleinen Volumen grosse Volumen.

Stans, 12. Oktober 2020    Rochus Lussi

Rochus Lussi