Montagne III


Douglas Mandry
https://douglasmandry.com/
1989, Genf

Montagne III (Frontage/Rubbing) aus der Serie «Promised Land» – 2013

Archival Pigment Print

110 x 90 cm

Edition 6 von 7 & 2 AP

entdeckt an der Jungkunst 2014

gekauft bei der Bildhalle 2016


Montain Pass VIII aus der Serie «Unseen Sights» – Airbrush auf C-Print – 93 × 112 cm – 2018 – Edition 2 von 5 & 1 AP

Der Künstler

Douglas ist ein Naturverehrer, der diese schön veredelt. Sein Zugang ist die gesammelte Fotografie, die er auf mannigfaltige Arten umgestaltet und in Serien frisch sortiert. Die Landschaft wird eingefärbt, gekratzt, der Natur überlassen, vereinfacht, neu zusammengesetzt oder schlicht auf andere Oberflächen übertragen. Er verleiht ihr Charakter und sie wird persönlich. Ihre Realität erhebt sich wesentlicher und mächtiger. Die monströse Kulisse schwindet freundlich und wirkt lieblich anziehend. Subtil werden wir eingeladen, uns gleichfalls farbenfroh zu kostümieren und von einer freundschaftlichen Seite zu zeigen.


Montagne III (Frontage/Rubbing) aus der Serie «Promised Land» – 2013

Meine Bildbetrachtung

Douglas ist ein sensibler Kunst-Botschafter der Natur. Durch seine uns ansprechende und einfangende Bildsprache baut er Bühnen, die einen sentimental aufwühlen, aber auch froh werden lassen. Er schafft Altäre, die uns widersprüchlich ergreifen.

Das Berg-Gerippe symbolisiert das Weltgerüst, das immer brüchiger und feiner wird. Es wird zu Staub und hofft, fliegend-fliehend ein neues «Promised Land» zu finden. Das Bildnis entfacht ein (an)klagendes Trauerspiel. Aufhalten und helfen. Schützend umarmen.

Der kalte, schroffe und nur mit grosser Anstrengung zu besteigende Berg wird dank Douglasʼ sanften Eingriffen zur strahlenden schwarz-weissen Pracht. Funken springen ansteckend über. Das Gemüt erwärmt sich; Farben und Fantasien erfüllen es. Wir finden einen Weg und wollen uns befreit vom Gipfel forttragen lassen. Das Glück eruptiert ins Himmelsall. Eine heilende Erhebung. Eine bergende Umarmung.

Montagne III gehört zur Serie «Promised Land» und ist Douglas Mandrys Diplomarbeit von 2013 an der ECAL.


Untitled V aus der Serie «Monuments» – Edition: Unique Piece, Lithografie auf gebrauchtem Geotextil – 55 × 63.5 cm – Engadin 2019

In seiner Serie «Monuments» (seit 2018) verwendet Douglas gebrauchte Geotextil-Vliese, die im Sommer die Gletscher abdecken, um das Abschmelzen zu verlangsamen. Er bedruckt (Lithografie) diese mit historischen Fotografien, die noch die heile Bergschnee-Welt zeigen. Die Originale wirken reduziert. Die Bildintensität wird geschwächt und konturenhaft. Die Eis-Kraft, die Täler und Moränen formte, plätschert weinend dahin und die Schwarztöne scheinen mit dem Schwund zu vergilben. Wir werden geschwächt und unfreiwillig von Melancholie ergriffen.

Austausch mit dem Künstler

Was steht auf der Rückseite deiner «Postkarten»?

Ich möchte die unsichtbaren Veränderungen ansprechen, die unsere Gesellschaft durchmacht. Jeder Künstler hinterlässt einen Abdruck seiner Zeit, und ich hoffe, dass meine Arbeiten die Menschen dazu bringen, einen Moment innezuhalten und über die Art und Weise nachzudenken, wie sie die Welt sehen, und über die Zeit, in der wir leben. In gewisser Weise sind sie Postkarten, die in die Zukunft geschickt werden, wenn das überhaupt möglich ist. Die Fotografie ist die natürliche Art, wie ich mich mit der Welt, die mich umgibt, auseinandersetze. Dieses Medium ist für die meisten der Modelle verantwortlich, die wir entwickelt haben, um das Unbekannte zu verstehen. Ich hinterfrage diese Modelle ebenso gerne, wie ich mich auf sie beziehe. Die Welt neu denken – ständig.

Wieso veränderst du die Fotografie? (Machst du die Fotos selbst oder nimmst du sie aus dem Internet?)

Die Quelle meiner Arbeit, sei es Fotografie, Ton, Material usw., ist letztendlich sicherlich von Bedeutung, aber ich betrachte sie als Rohmaterial. Etwas Vorhandenes, aus dem sich etwas Neues schaffen lässt, egal ob es von meiner eigenen Kamera stammt oder ein Bild ist, das ich irgendwo in einem Buch gefunden habe. Der Schritt des Veränderns, Modifizierens, Übertragens hat genauso viel Bedeutung wie das Ausgangsmaterial selbst. Es geht um Transformation und Materie, fast wie eine chemische Reaktion zwischen verschiedenen Materialien, die zunächst nichts gemeinsam haben und dann zufällig miteinander interagieren. Ich versuche, das Bild als Ganzes in seiner flüssigsten und porösesten Form zu sehen – so wie analog und digital, Zeit und Raum in einem Objekt koexistieren können.

Warum verwendest du Fotos von der Natur und nicht von Menschen? Warum bist du an der Natur mehr interessiert?

Die Darstellung von Menschen, der Menschheit gibt automatisch einen Hinweis auf die Zeit. Kleidung, Technologie – diese Elemente lassen sehr wenig Raum für Interpretationen und Wanderungen in den Bildern, da sie uns genau sagen können, wo wir uns auf der Zeitachse befinden. Ich stelle mir gerne eine Welt ohne uns vor, wie es vor nicht allzu langer Zeit der Fall war, wenn man bedenkt, wie lange die Erde schon existiert. Ich verwende eine Art Darstellung der Wildnis, in der das Fehlen des Menschen uns an unsere eigene Beziehung zur Natur erinnert, die letztlich auch eine sehr konstruierte ist. Die Natur ist eine Art Portrait-en-creux des Menschen. Durch die Fotografie bauen wir unweigerlich unser eigenes Verständnis von Natur auf, das uns durch unsere visuelle Erziehung vermittelt wird. Jeder von uns versteht die Natur anders. Genau diese sensible Grenze ist es, die ich mit meiner Arbeit zu erreichen versuche.